Im Portrait: Ralf Ohnmacht

Die Biwak-Schachteln sind eine sehr idealistische Angelegenheit…

„Noch während eines Hilfseinsatzes im Libanon vor einigen Jahren wurde ich von zwei mir bis dahin unbekannten Tirolern kontaktiert, die sich bei Hilfsaktionen in Nepal – unmittelbar nach dem verheerenden Erdbeben 2015 – kennengelernt haben.

Der Geschäftsmann und Nepalfreund Josef Einwaller und der Extrembergsteiger Stephan Keck haben gemeinsam die Idee entwickelt, den Trashi Labtsa Pass, die einzige Verbindung zwischen der sehr armen, vom Erdbeben sehr hart getroffenen Region Rolwaling und dem touristisch erfolgreichen Everest-Gebiet Kumbu sicherer zu gestalten. Mithilfe einer „Biwakschachtel“ auf 5750 m Höhe könnte ein Stützpunkt den Austausch von Waren, ein Überschwappen des Trekkingtourismus und folglich eine wirtschaftliche Stärkung des Rolwaling Gebiets fördern.

Ich sollte diese Notunterkunft liefern und habe sofort zugesagt. Gut zwei Jahre später stand ein unglaublich tolles Team in der kargen Gletscherwelt des Rolwaling auf einem 100m hohen Fels über der Gletschermoräne vor dem fertigen „David-Lama Biwak“, gewidmet dem in der Zwischenzeit viel zu früh verunglückten Ausnahmebergsteiger.

„Wir bauen jetzt auch UFOs“

Das fertige Biwak besteht aus Holz, Schafwolle und einer Aluminium-Hülle, steht wie eine Spinne mithilfe eines Fachwerks auf dem Fels und greift somit nur durch ein paar Bohrungen in die Natur ein. Durch den Abstand zum Boden und der kugelähnlichen Form stellt sich eine wirbelarme, saubere Umströmung ein. So können sich keine Schneewechten bilden und die Notunterkunft bleibt das ganze Jahr über schneefrei und trocken.

Wie bei unseren Projekten bei VOIGT+WIPP Engineers war es hier wichtig, sich analytisch und kreativ mit Drücken, Temperaturen, Strömungen und Wärmeübergangskoeffizienten zu beschäftigen, um Langlebigkeit, Nachhaltigkeit und Sicherheit erfolgreich miteinander zu verbinden, dabei Grenzen zu überwinden und neue Kooperationen zu erarbeiten!

Über Ralf

Der gebürtige Innsbrucker Ralf Ohnmacht wuchs in einer Familie von Architekten und Technikern auf. So hat ihn auch sein persönlicher Karrierepfad in diese Richtung geführt. Nach Abschluss des Studiums „Maschinenbau“ war er als technischer Berater und Logistiker bei „Ärzte ohne Grenzen“ tätig – vorwiegend in Afrika. Aber auch Myanmar und Haiti zählten zu seinen Einsatzgebieten. Ralf hat dazu beigetragen, das Leben jener Menschen zu verbessern, die das Schicksal hart getroffen hat. Wieder zurück in Österreich schätzt er heute die “selbstverständlichen” Dinge des Lebens: Den kühlen Wind in Österreich, Berge, den Schnee und eine Badewanne.

© Fabio Keck, © Stefan Voitl

„Wir haben nie Biwaks gebaut, um damit Geld zu verdienen.“

So unser Kollege Ralf Ohnmacht, Mitinitiator der Expedition zum Aufbau der Notunterkunft am Trashi Labtsa Pass. Ralf Ohnmacht entwickelt ausgeklügelte Energiekonzepte die er durch grafische Darstellung „greifbar“ macht. Es ist seine Leidenschaft Marchbarkeitsstudien und komplexe verfahrenstechnische Themen einfach darzustellen, dieser geht er in der VOIGT+WIPP Industrial Research nach. Die sogenannten Polybiwaks aus Aluminium, die sein Vater vor fast 50 Jahren entwickelt hat, plant und baut er “nebenbei”. Die Biwaks sind heute weltweit im Einsatz. Unter anderem stehen acht dieser Notunterkünfte in der Antarktis sowie zehn in den Alpen. Die neueste Biwakschachtel, bei der Ralf auch am Aufbau mitgewirkt hat, steht auf 3.205 Metern Höhe unterhalb des höchsten Gipfels Österreichs.

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